David Reed: Heart of Glass

Gemälde und Zeichnungen 1967–2012

Ausstellungskatalog, hrsg. von Stephan Berg
Texte (dt./eng.) von Stephan Berg, Christoph Schreyer, ­Richard Shiff
144 S. mit 80 farbigen Abbildungen
Format 30 x 24 cm, Broschur als Flatbook

ISBN 978-3-86442-013-9

68,00 €

Ein Herz aus Glas

David Reeds innovatives Werk hat seine malerische Selbstdefinition im Kontext der epochalen Strömungen des Abstrakten Expres­sionismus, der Pop-Art und des Minimalismus vollzogen. Reeds bis heute noch nicht vollständig gewürdigte Bedeutung besteht darin, dass er in zugleich sinnlicher Opulenz und analytischer Klarheit gezeigt hat, welche Selbst-Transformationen die Malerei leisten muss, um unter den Bedingungen einer digitalen Wirklichkeit zu adäquaten Ergebnissen zu kommen. David Reeds Malerei speist sich dabei aus der Grunderfahrung einer Realität, die selbst nur im Modus von Bildern erfahrbar ist. Hinter dem vermeintlich authen­tischen Erlebnis, dem scheinbar realen Körper, lauern immer schon Surrogatbilder, denn innerhalb des Reed’schen Kosmos tritt das Surrogat an die Stelle des Authen­tischen, weil in einer von Bildern beherrschten Welt das einzigartige Erlebnis des Realen im Modus der Wieder­holung von bereits präformierten Bildern stattfindet. Das dazu passende Erlebnis datiert aus den späten 1960er Jahren, als Reed in den einsamen Wüstenlandschaften New Mexikos und Arizonas eine klassische Pleinairmalerei betrieb. Nach einem mit Malen verbrachten Morgen begibt er sich auf der Suche nach Schatten in eine Höhle in der Nähe des Monument Valley, trinkt aus einer Quelle dort, die ihm eigentümlich bekannt vorkommt, und gelangt schließlich in einen kleinen Canyon, der ihm ebenfalls vertraut erscheint. Der Grund für diese ­eigentümliche Vertrautheit, die dieser ihm zuvor völlig un­bekannte Ort ausstrahlt, erschließt sich für den Maler erst viele Jahre später: Er hatte die Höhle einst in dem John Ford-Western »The ­Searchers« (1956) gesehen.
Der in Liebhaberkreisen abstrakter Kunst seit Jahren sehnsüchtig ­erwartete erste Bildband der schlanken, überdimen­sional meist quer­for­matigen Leinwände, bildet diese erstmals in angemes­sener Größe, ohne Zuhilfename ­unliebsamer Klapptafeln, in einem sogenannten Flatbook ab.

Ausstellung:
Kunstmuseum Bonn, 28/6–7/10/2012