Der Spiegel des Narziss

Vom mythologischen Halbgott zum Massenphänomen

Ausstellungskatalog, hrsg. von Beate ­Ermacora, Maren Welsch
Texte (dt./eng.) von Julia Brennacher, Lotte Dinse, Beate Ermacora, Christian Hartard, Silvia Höller, Markus Neuwirth, Susanne Petersen, Dieter Ronte, Jürgen Tabor, Peter Weiermair, Maren Welsch, Sylvia Zwettler-Otte
160 S. mit 100 farbigen Abbildungen
Format 30 x 22 cm, Hardcover

ISBN 978-3-86442-030-6

(vergriffen)

In der Galerie Taxispalais in Innsbruck wird nun eine große Schau mit internationaler Beteiligung samt umfangreichem Katalog eingerichtet, die das beliebte Narziss-Thema nicht nur unter der mytho­- logischen Prämisse – Narziss gilt als Pate der Malerei – oder als ­spiegelbildliche Erzählung der Freud’schen Psychoanalyse liest, sondern insbesondere ins Verhältnis der Gender-Debatten setzen will. Erst mit der Aufweichung der Geschlechterrollen, so eine der Thesen, ist die körperliche Selbsterfahrung aus männlicher Sicht ins Spiel gekommen, die mit eitler Selbstbespiegelung einen völlig anderen Teil des Wesens der Gefühle, zwischen Verweigerung und Größenwahn, ganz unverholen und ­radikal zur Schau bringt – wie etwa in den Werken von Urs Lüthi, ­Niklas Goldbach, Ely Kim, ­Helmut Schober oder Anan ­Tzukerman. Und wo die Künstler nicht mehr wie Narziss sich selbst zugewandt sind, sondern den ­Spiegel den Betrachtern zugedreht haben, zeigt sich der Hang zur ­totalen Entgrenzung und Selbst­bespiegelung – etwa bei Luis ­Camnitzer, der in einem Selbst­porträt einen Spiegel so auf ein Foto setzt, dass die Betrachter sich selbst ins Visier nehmen müssen. Fernab der Klischees vom männ­lichen Rollenverhalten ist ein ­weitreichender sozialer Wandel auszumachen, der sich erst in den letzten Jahren vollzogen hat und gesellschaftliche Befindlichkeiten aktuell ganz anders darstellt als noch im letzten Jahrhundert.

Ausstellung:
Galerie im Taxispalais, Innsbruck, 1/12/2012–10/2/2013