Siegfried Anzinger: Werke auf Papier

Kat. Albertina Wien

Ausstellungskatalog, hrsg. von Klaus Thoman
Texte (dt./eng.) von Siegfried Gohr und Antonia Hoerschelmann
224 S. mit 99 farbigen Abbildungen
Format 24,2 x 32,5 cm, Hardcover mit Schutzumschlag

ISBN 978-3-936859-11-9

98,00 €

Schweben voller Leichtigkeit zwischen tiefem Ernst und großer Heiterkeit

Mit dem »Großen Österreichischen Staatspreis 2003« hat die Arbeit Siegfried Anzingers die höchsten staatlichen Weihen der Alpenrepublik erfahren. Das ist zugleich die Anerkennung eines sehr zurückhaltenden Künstlers vor allem der Malerei der achtziger und neunziger Jahre, mit der man sich in Wien von offizieller wie Künstler-Seite wohl immer schon etwas schwer getan haben mag – zu übermächtig scheint das Scheitern der Institutionen, zu tief empfunden wirkt noch immer der Skandal des Aktionismus. Vielleicht deshalb hat sich Siegfried Anzinger bereits 1982 von der heimischen Szenerie abgewandt und ist ins Rheinland übersiedelt – dort unterrichtet er seit 1997 als Professor an der Akademie in Düsseldorf. Hier ist sein Lebensmittelpunkt, hier entsteht, fernab der Wiener Welt, ein formal ausgereiftes, strenges, aber auch ungemein stringentes und dabei sehr überraschendes Werk. In Fragmenten begegnen mythologische Figuren zeitgenössischer Empfindung, wird die Legendenbildung an Akt und Phallus gemessen. Denn auch in der Mythenwelt scheint es das Echte im Falschen nicht zu geben, siegt noch immer absoluter Wille über jegliche Form. Das ist der Widerspruch, den Siegfried Anzinger in seiner großartigen Serie von Aquarellen ausficht: Schnell ist durch das Geschlechtliche die Szene versaut, schnell finden sich Entwertungen, wo das Gefühl keinen Ausweg erkennt. Doch dass Siegfried Anzinger meisterhaft zu balancieren versteht, zeigen seine zuletzt zwischen 2001 und 2004 entstandenen Blätter: Sie schweben voller Leichtigkeit zwischen tiefem Ernst und großer Heiterkeit.

Ausstellungen:
Albertina, Wien, 17/5–29/8/2004
Gemeentemuseum Den Haag, 5/2–16/5/2005