JAK – SOUL BLINDNESS – fall into indescribable scenes

Kat. Villa Merkel, Galerien der Stadt Esslingen

Ausstellungskatalog, hrsg. von Andreas Baur
Texte (dt./eng.) von Andreas Baur, Sven Beckstette, Ulrike Pompe-Alama
140 S. mit 78 farbigen Abbildungen und 15 lackierten Tafeln
Format 28,7 x 20,5 cm, Klappenbroschur

ISBN 978-3-86442-222-5

29,80 €

JAK und die Agnosie

Im Foyer der Villa Merkel ragt als Skulptur ein alter Baumstamm von etwa sieben Metern in die Höhe, eine schräg stehende, spiegelnde, knallig grüne Fläche aus Epoxydharz trägt ihn; eine Landschaft im fließenden Nebel; schwebende Objekte aus Porzellan – es handelt sich um die Szenerien aus einem Filmdrehbuch. Die Arbeiten stammen von JAK. Aber wer ist JAK? Hat JAK, während wir diese Zeilen lesen, sich schon in unseren Köpfen eingenistet? Seit 2013 arbeitet JAK am Film SOUL BLINDNESS, wobei der Entstehungsprozess nicht dem eines »normal« durchgeführten Filmprojekts gleicht. Von Ausstellung zu Ausstellung schreibt JAK die Geschichte des Drehbuchs fort und nutzt dabei verschiedene Medien wie Zeichnung, Text, Video, Sound, Skulptur, Malerei, Foto und Installation. Dieser fortwährend gedrehte Film beschreibt den Umgang seines Hauptdarstellers mit der Agnosie, einer psychischen Anomalie, bei der Gegenstände nicht mehr eindeutig erkannt oder zugeordnet werden können und die deswegen auch als »Seelenblindheit« tituliert wird. Interessanterweise lassen sich JAK, Autorenfilmer und Künstler zugleich, und die Agnosie als »gestörtes« Weltverhältnis nicht klar auseinanderhalten, sodass die Beteiligten und die Ebenen sich miteinander kurzschließen und wechselseitig unkenntlich machen: JAK bleibt anonym, und die Agnosie bleibt im Bereich des Illusionionären, was ausgezeichnet mit ihrem Krankheitsstatus korrespondiert. Indes werden alltägliche Handlungen aus dem Drehbuch zu SOUL BLINDNESS transformiert oder konkretisieren sich zu Bühnenbildern. Drei Einzelausstellungen sind im Vorfeld dieses komplexen Projekts von JAK bereits in Stuttgart, Taipeh und Leonberg durchgeführt worden, die Ausstellung in der Villa Merkel hatte im März 2017 ihre Ouvertüre in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Brüssel erlebt. Das Buch gibt umfangreiche Einblicke in die Arbeit von JAK, doch gibt es nun wirklich keine Auskunft darüber, wer JAK eigentlich ist!

Ausstellung:
Villa Merkel, Galerien der Stadt Esslingen, 18/6 – 27/8/2017