Bojan Šarčević: A Curious Contortion in the Method of Progress – L’ellipse d’ellipse

Kat. Kunstmuseum Liechtenstein, Institut d’art contemporain Villeurbanne/Rhône-Alpes

Ausstellungskatalog, hrsg. von Nathalie Ergino und Friedemann Malsch
Texte (en.) von Michel Gauthier, Martin Herbert, Christiane Meyer-Stoll
120 S. mit 100 farbigen Abbildungen
Format 23,5 x 20 cm

Englische Ausgabe:
ISBN 978-3-86442-061-0

29,80 €

She He

Es ist die offene Form, um die es dem 1974 in Belgrad geborenen, heute in Berlin und Paris lebenden Bojan Šarčević im Grundsatz geht; oder, um ihn selbst zu Wort kommen zu lassen: »Meine Ausstellungen sind nicht Ausdruck einer Position, sondern Reflexion der Ursprünge jeglicher Position.« Und so zeigt dieses Buch zu den beiden Ausstellungen im Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, und dem Institut d’art contemporain, Villeurbann/Rhône-Alpes eine bildhauerische Arbeit, die zwischen monumentaler Plastik, filigraner Wandarbeit und vielschichtigen Filmen mäandert. Bei Bojan Šarčević wissen die Betrachter nie, was als nächstes kommen wird. Gewiss ist nur, dass es sich um ästhetische Fragestellungen handelt, die uns in einer fast schon einfachen Brecht’schen Manier darauf stoßen, wie die Grenze von der Kunst zum Leben zu überschreiten ist. Im Gegensatz dazu gibt es allerdings auch eine modernistische Ader im Werk von Bojan Šarčević, wenn er eine widerständige Form entwickelt, die zugleich auch als Skulptur und deshalb im Grunde als krasses Gegenteil einer zwischen Leben und Kunst überschrittenen Grenze auftritt. Diese Praxis speist sich aus vielen historischen Vorbildern, seien es die Moskauer Konstruktivisten oder die Architekten Hans Poelzig, Erich Mendelsohn und Hans Scharoun. Sie lässt allerdings jeden Formalismus hinter sich. Denn »dass sich die Kunst in eine Form des Lebens verwandeln will«, wie Michel Gauthier in seinem Beitrag für den Katalog schreibt, »bedeutet nicht, dass sich das Leben jeglicher Form von Kunst entledigt.« Der hier nun vorliegende Katalog ist freilich auch eine kleine Sensation, denn erstmals überhaupt gestattet es der Künstler (und hat selbst aktiv daran mitgewirkt), dass eine Vielzahl seiner so unterschiedlichen Arbeiten seit 1999, vorwiegend aber aus den letzten fünf Jahren, retrospektiv abgebildet, beschrieben und gedeutet werden. Damit liegt nun endlich das Buch vor, auf das eine interessierte Kunstwelt schon lange gewartet hat.

Ausstellungen:
Kunstmuseum Liechtenstein, Vaduz, 10/2–6/5/2012
Institut d’art contemporain, Villeurbann/Rhône-Alpes, 21/9–18/11/2012