Adolf Fleischmann: Ein abstrakter amerikanischer Maler?

Kat. Daimler Contemporary Berlin

Ausstellungskatalog, hrsg. von Renate Wiehager, Daimler Contemporary
Texte (dt./eng.) von Raymond Bayer, Carlo ­Belloli, Benedikt Fred Dolbin, Adolf Fleischmann, Sanson Flexor, Roger van Gindertael, Eugen Gomringer, Kurt Leonhard, Thomas Schnalke, Michel Seuphor, Dario Suo, Renate Wiehager
224 S. mit 150 farbigen Abbildungen
Format 21 x 21 cm, Leinenband geprägt

ISBN 978-3-86442-167-9

48,00 €

Die Konstruktion ist der bestimmende Faktor

1955 stellte der Künstler und Autor Will Barnet ganz selbstverständlich Adolf Fleischmann in seinem Text »Aspects of American Abstract Painting« als »amerika­nischen Maler« vor; und 1966 erscheint Fleischmann in Paul Cummings’ »Dictionary of Contemporary American Artists« unter den führenden Künstlern der USA. Was in diesen Statements aus dem Umfeld der New Yorker ­Malerei der 1950er Jahre anklingt, ist eine Einschätzung seiner Bedeutung, der bisher in der gesamten Literatur zu Fleischmann keine Beachtung geschenkt worden ist: Der 1892 im schwäbischen Esslingen geborene Maler, der sich erst 1952, im Alter von 60 Jahren, in den USA niedergelassen hatte, wurde binnen kurzer Zeit zur originären Größe im Kontext der von Mondrian inspirierten abstrakten Malerei im »Mekka« der amerikanischen Kunst der Ostküste. Adolf Fleischmann, mit einer be­deutenden Werkgruppe in der Daimler Art Collection vertreten, ist einer der herausragenden abstrakten Maler in Deutschland und den USA nach 1945. Die Daimler Art Collection Berlin zeigt nun eine erste Retrospektive zum Werk des Künstlers mit rund sechzig ­Werken aus drei Jahrzehnten, darunter das in New York entstandene Hauptwerk der Jahre 1952–65, ergänzt um repräsen­tative, noch in Europa entstandene Bilder der 1940er Jahre. Die Publikation zur Ausstellung unternimmt erstmals eine fundierte Einordnung des Werkes von Fleischmann im Umfeld der amerikanischen abstrakten Malerei der Zeit. So werden auch die frühen Texte zur Rezeption des amerikanischen Werkes von Fleischmann aus den 1950er und -60er Jahren publiziert. Zudem ist dies die erste englischsprachige Publikation zur Malerei Fleischmanns, sodass sein Werk nun auch in den USA für Publikum und museale Institutionen ­interessant zu werden verspricht. Das Spätwerk von Adolf Fleischmann – sowohl in seiner staunenswerten Kohärenz als auch in seinem malerischen Varianten- und Facettenreichtum – wartet also auf Entdeckung und Würdigung im Kontext der deutschen und ameri­kanischen Kunst des 20. Jahrhunderts.

Ausstellung:
Daimler Contemporary Berlin, 30/4–6/11/2016