Franz Grabmayr: Feuerbilder – Tanzblätter – Materialbilder

Kat. Museum Angerlehner

Ausstellungskatalog, hrsg. von Robert Fleck und Caro Wiesauer
Text (dt.) von Robert Fleck und Caro Wiesauer mit zahlreichen Statements prominenter ZeitgenossInnen und KollegInnen
184 S. mit 140 farbigen Abbildungen
Format 29 x 24 cm, Hardcover

Deutsche Ausgabe:
ISBN 978-3-86442-206-5

(vergriffen)

Andere Ausgabe dieses Titels:
- Englische Ausgabe, ISBN 978-3-86442-244-7

»Es ist an der Zeit, ihn unter die ganz Großen einzuordnen«

Die Malerei von Franz Grabmayr (1927-2015) ist – vergleichbar dem Oeuvre eines Frank Auerbach oder ­Eugène Leroy – eines der großen, kaum richtig eingeschätzten Werke der Epoche zwischen Abstraktem Expressionismus, abstrakter Malerei der Nachkriegszeit und der Postmoderne unseres Zeitalters. In den 1980er Jahren wurde Franz Grabmayr zum Vorbild der Neuen Wilden im deutschsprachigen Raum, hielt sich ­jedoch vom Ausstellungsgeschehen weitgehend fern und blieb so einem breiteren Publikum unbekannt. Unser monografischer Katalog aus Anlass der Retrospektive zum 90. Geburtstag bilanziert erstmals umfassend diese aufsehenerregende Malerei, die sowohl im Feuerschein eines »fahrbaren Ateliers« rund um lodernde Motive, als auch in der direkten Konfrontation mit der Landschaft und teilweise in spontaner Malerei frei tanzender Aktmodelle entstanden ist. Das Buch enthält eine ausführ­liche Betrachtung des Werks und seiner Bedeutung, Statements von Weggefährten und Bewunderern, Maler­kollegen wie Siegfried Anzinger oder Herbert Brandl, jjungen Talenten wie Béatrice Dreux und Sabrina Hauns­perg, kunsthistorischen Rezipienten wie Ulrich Loock, Peter Pakesch, Klaus Albrecht Schröder und Wieland Schmied sowie Weggefährten, darunter dem ehemaligen öster­reichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer oder dem langjährigen Finanzminister und Vizekanzler Hannes Androsch. Zudem kommt es erstmalig zu einer umfassenden biografischen Beschreibung des 2015 verstorbenen Malers. In seiner Malerei erinnert einerseits die direkte Wahrnehmung des Pigments auf der Bildober­fläche an die Bildwirkung eines Yves Klein, andererseits kommt der ­eruptiven, extrem pastosen Malweise besondere Bedeutung zu, weil sie die dreidimensionalen und skulpturale Dimensionen der Malerei besonder betont und damit auch Beweis für die energetischen Gewalten antritt, die mit der Idee des Action Paintings nochmals ganz neu definiert wurden. Franz Grabmayr praktizierte dabei seine eigenwilligen malerischen Techniken mit einer beeindruckenden Konsequenz: auf einem Traktoranhänger umkreiste er seine Motive, um bis zu 60 kg ­reines Pigment auf eine seiner Leinwände zu packen. Ausstellung und Buch wollen die Brillanz und Kraft  eines der großen europäischen Oeuvres der letzten Jahrzehnte vorstellen, wie es sich nun endlich aus dem Nachlasses zeigt. So sollen in einer nicht streng chronologischen, aber durchaus entwick­lungs­­geschichtlichen Gliederung die wesentlichen ­Abschnitte und Ausrich­tungen des Gesamtwerks ver­mittelt werden: der Weg vom Gegenständlichen zum (scheinbar) rein Abstrakten, von der Landschaft zur Auseinandersetzung mit sichtbar gemachten Energien der Erde und des Körpers in der Bewegung, vom Tafelbild zum fast dreidimensionalen Materialbild, das die Kräfte intensiv durchgearbeiteter Farbe unmittelbar augenscheinlich werden lässt. Hier schließlich wird deutlich, weshalb Franz Grabmayr seit den 1980er Jahren zu einem in der Kunstöffentlichkeit zwar wenig bekannten, aber unter österreichischen und deutschen Malern gleichsam zu einer kultisch verehrten Malerikone avancierte und wie sein Einfluss auf das Werk vieler jüngerer Kollegen entstand. Der Überblick zu diesem Gesamtwerk zeigt, dass es »an der Zeit ist, ihn unter die ganz Großen einzuordnen«, wie Robert Fleck und Caro Wiesauer schreiben.

Ausstellung:
Museum Angerlehner, Thalheim bei Wels (A), 11/3–24/9/2017