Phänomen Großmann trifft auf künstlerische Fotografie

Kat. Museum für Neue Kunst Freiburg

Ausstellungskatalog, Museum für Neue Kunst Freiburg in Kooperation mit der Kunststiftung DZ BANK, hrsg. von Lisa Bauer-Zhao und Isabel Herda
Texte (dt./eng.) von Lisa Bauer-Zhao und Isabel Herda, Andreas Greulich, Christina Leber, Christine Litz, Dietmar Mezler, Christine Müller, Olaf Peters
208 S. mit 375 farbigen Abbildungen
Format 28 x 23 cm, Klappenbroschur

ISBN 978-3-86442-398-7

48,00 €

Dem Vergessen entreißen

Rudolf Großmann (1882–1941) war ein renommierter Maler und Grafiker und seiner spitzen Feder wegen auch ein gefürchteter Chronist. In Porträts und Café- und Straßenszenen zeichnete er sehr facettenreich das Leben in der Großstadt nach, in Zeitschriften wie etwa dem Simplicissimus veröffent­lichte er in den 1910er und -20er Jahren Texte und Illustra­tionen; zudem illustrierte er Bücher für Autoren wie Joachim Ringelnatz und Erich Kästner. Heute ist Rudolf Großmann nur noch Interes­sierten und Spezialisten für die 1920er Jahre ein Begriff. Vor dem Hintergrund der Frage, warum er weitest­gehend in Vergessenheit geraten ist, stellen Ausstellung und Buch sein Werk mit Fotoarbeiten zeitgenös­sischer KünstlerInnen gegenüber. Seine grafischen und malerischen Arbeiten aus der Sammlung des Museums für Neue Kunst Freiburg werden mit den fotografischen Positionen aus der Sammlung der Kunststiftung DZ BANK kombiniert. Dabei erweisen sich vor allem Rudolf Großmanns Porträtzeichnungen, denen ein fotografischer Blick zu eigen ist, als sinnvolle Pendants der Werke etwa von Wolfgang Tillmans, Sven Johne, Nan Goldin oder Gisèle Freund. Der multiperspek­ti­vische Blick von Barbara Probst oder die Raumkonstruktionen von Beate Gütschow zeigen überdies, wenn sie auf Rudolf Großmanns zeichnerische Szenen treffen, dass trotz des zeit­lichen Sprungs von über 100 Jahren ­eine gewaltige ­atmosphärische Nähe besteht. ­Rudolf Großmann besaß eine gewisse Äquidistanz zu den bekannten Stilen seiner Zeit, was sein Werk unvergleichlich macht und zugleich eine Nähe zur Fotografie herstellt. Das aber konnte auch ihn nicht vor der Verfolgung durch den Nationalsozialismus schützen, sodass auch seine Kunst als entartet gebrandmarkt wurde und er sich in seinem Geburtsort Freiburg zunehmend zurückzog.

Ausstellung:
Museum für Neue Kunst Freiburg, 28/10/2022 – 19/2/2023