Serendipity. Vom Glück des Findes

Niklas Luhmann, Ulrich Rückriem, Jörg Sasse

Ausstellungskatalog, hrsg. von Friedrich Meschede
Texte (dt.) von Jürgen Kaube, André Kieserling, Friedrich Meschede, Johannes F.K. Schmidt, Steffen Siegel sowie einem Gespräch von Michael Diers mit Jörg Sasse
288 S. mit 288 farbigen Abbildungen
Format 24,5 x 20 cm, Softcover mit Schutzumschlag

ISBN 978-3-86442-149-5

(out of print)

Serendipity: Niklas Luhmann als Vorbild!

Nachdem Friedrich Meschede und sein Kuratorenteam der Kunsthalle Bielefeld in »Whatness« das »Sosein eines Dings, die Frage nach seinem Wesen, im Unterschied zum Dasein eines Objektes« mit den künstlerischen Arbeiten von Esther Kläs und Johannes Wald untersucht haben, wird nun am Aufbau jeweiliger auto-»logischer« Verweisungszusammenhänge, wie sie Niklas Luhmann, Ulrich Rückriem und Jörg Sasse in, bei und für ihre jeweilige Arbeit schufen, der Begriff »Serendipity« geprüft: Bei Luhmann handelt es sich dabei um dessen berühmten Zettelkasten, der 90.000 Zettel umfasst und ein unausschöpfbares intellektuelles Bezugssystem enthält, bei Ulrich Rückriem um dessen (abstrahierende) 92-teilige Zeichnungsserie der möglichen Lösungen des aus dem Schachkontext stammenden Damenproblems und bei Jörg Sasse um dessen vielfältige, als »Speicher« titulierte und auch als ein solcher eingerichtete Sammlung von Ansichts- und Postkarten. Das eigentlich nicht übersetzbare »Serendipity ist dabei nicht ausschließlich das blindlings aufs Geratewohl ausgerichtete Finden, es will auch nicht der sprichwörtliche ›glückliche Zufall‹ sein, der gerade noch ein Unglück wettmacht; Serendipity muss als ein Vorkommen, als eine Entwicklung eines einem zufallenden Ereignisses, verstanden werden, das sich als zufriedenstellend und wohltuend erweist, ohne dass in dem Moment rational zu verstehen ist, woher das Geschehen jetzt kommt, das sich zugleich, scheinbar einer inneren Logik folgend, eben auch noch als folgerichtig erweist.« Die umfangreiche und detaillierte Publikation des ortsspezifischen Ausstellungskonzepts ergründet nicht nur die Selbstreferenzialität der drei Verweisungssysteme, sondern zeigt ganz nebenbei die enge Verwandtschaft zeitgenössischer Kunst mit der Ideenproduktion der modernen Geistes- und Sozialwissenschaften, als deren herausragender Gesellschafts- und Reflexionstheoretiker nach wie vor der 1998 verstorbene Niklas Luhmann zu gelten hat.

Ausstellung:
Kunsthalle Bielefeld, 11/7–11/10/2015