Natalia Stachon

Text (dt./eng.) von Renate Wiehager, Glossar (dt./eng.) von Christian Ganzenberg
hrsg. von Daimler Art Collection, Renate Wiehager, Christian Ganzenberg
164 S. mit 100 farbigen Abbildungen
Format 24,5 x 16 cm, Hard­cover

ISBN 978-3-86442-036-8

24,80 €

Räume – Bühnen – Risse

Natalia Stachons Arbeiten können und wollen ihre Verwandschaft zur frühen Moderne oder zur ­Minimal Art gar nicht verleugnen, denn auch sie handeln von der plastischen Entfaltung des Raums als einer Empfindung, als einem Zwischenraum und atmosphärischen Volumen. Dabei versteht man diese plastischen Raumbilder der 1976 im polnischen Katowice geborenen und heute in Berlin ­lebenden Künstlerin sofort, wenn man sich ein taktiles, geometrisch konstruiertes plastisches Volumen vorstellt, das durch sein Gegenteil, die nicht eingrenzbare Luminosität, also das immaterielle Licht, in die Dichte eines Mediums ohne Dinglichkeit verschmolzen wird, wie die Herausgeberin Renate Wiehager schreibt. Entsprechend basiert das Werk Natalia Stachons auf der genauen Analyse der räumlichen Konstruktionen und skulpturalen Minimalisierungen der abstrakten Avantgarden, von  den visionären Raumkonzepten der russischen wie polnischen Avant­garden der 1920er Jahre über die Konkrete Kunst bis hin zur Mini­mal Art. Allerdings hat sie die plastischen und werkhaften Setzungen der Vorläufer in offene räumliche Konstellationen mit ­architektonischen Dimensionen transformiert. Transparente Materialien, welche die Blick­richtung leiten, sowie dreidimensionale Körper – all das lässt sie in einer Kombination von Sprache, Zeichnung und Skulptur zu gei­stigen, ephemeren Volumina ­werden. Walter Benjamin hat für eine ­solche Transformation, in der ­Vergangenheit mit Gegenwart verwoben wird, den Begriff des »dialektischen Bildes« geprägt. Äußerste Trans­parenz als Gestaltungsmerkmal  hat Natalia Stachon auch an diesem Buch gereizt. Sie hat sich für die Verwendung eines Dünndruck­papiers im Bildteil  entschieden, das eine gegenseitige Durchdringung von Bildern und mit ihren Arbeiten korrespondierenden ­Gedanken von Robert Morris, Carl Andre, Gordon Matta-Clark, Adam ­Caruso, John Hejduck, Robert Graves, Maurice Blanchot und Nickel van Duijvenboden ermöglicht.