Die neue Welt der Ausstellungen und Kataloge

Die Welt der Appropriation beschränkt sich längst nicht mehr auf die künstlerische Praxis, sondern bestimmt in zunehmendem Maße auch die Tätigkeit der Kuratoren. Der vorliegende Band »Recent British Painting« zur Ausstellung in den beiden Galerien von Jorg Grimm in Amsterdam (18.10.–24.11.2012) präsentiert daher keine bloße Novitätenschau oder »Frischfleisch«, wie die Protagonisten solcher Schauen oft etwas abschätzig tituliert werden, sondern lehnt sich bewusst an eine Programmatik und Ästhetik der Ausstellungen und Publikationen etwa des British Council aus den 1970er und -80er Jahren an. Das Spezifische dieser inzwischen überholt scheinenden Ausstellungen bestand darin, kaum oder gar nicht kuratiert zu sein; heutzutage gestattet indes der kuratorische Rückbezug auf diese Ausstellungspraxis, unter dem Label des Neuen nach dem Kern eines jeden Bildes zu fragen und Generationen übergreifende Künstler nebeneinander zu stellen, die zwischen den 1930er und -80er Jahren geboren sind. Das heißt natürlich auch, dass in dieser Konfrontation die unterschiedlichen historischen und individuellen Fragestellungen sichtbar werden: die Eigenheiten von Figuration und Abstraktion, die unstete Beziehung zwischen der Malerei und ihrer eigenen (postdigitalen) Objekthaftigkeit, das Erbe der verschiedenen Modernismen und schließlich die Sorgfaltspflicht bei der Bildherstellung. Verantwortlich für diese einmalige Ausstellung zeichnete Tom Morton, ein in London seit Jahren für Aufsehen sorgender kanadischer Kurator, der zuletzt an der Hayward Gallery die Ausstellung von Cyprien Gaillard eingerichtet hat und seit 2001 für die Zeitschrift »Frieze« als Kritiker schreibt.