TAL R: Egyptian Boy

Kat. CFA Berlin

Ausstellungskatalog, hrsg. von CFA Berlin
Text (dt./eng.) von Kay Heymer
56 S. mit 70 farbigen Abbildungen
Format 32 x 23,5 cm, Halbleinen

ISBN 978-3-86442-045-0

29,80 €

Bilderfresser

»Bilderfresser« nennt Kay Heymer den Künstler TAL R, dessen neue Werkgruppe mit Keramikskulp­turen zahlreiche Vorgänger aufruft, etwa André Derain, Alberto ­Giacometti, Willem de Kooning, Jean Fautrier, Hans Joseph­son, Georg Baselitz oder Günther Förg. Sie alle haben mit ihren Skulpturen in ihrer jeweils eigenen Weise – und oft in scheinbarer Naivität – anhand direkt aus dem Material ­geformter Körper oder Körperteile die Grenzen der Form und die ­Anfänge der Figuration untersucht: Derain, de Kooning, Fautrier und Förg etwa anhand von Köpfen oder Masken; Josephson und ­Baselitz mittels amorpher Torsi; Giacometti und wiederum Baselitz in Bezug auf einzelne Hände, Beine und Füße. TAL R hat diese Tradition ebenso schnell gefressen, wie er sie wieder ausgespieen hat, und wie seine Kollegen ist er fasziniert und begeistert von wesentlich älteren Skulpturtraditionen, die fest im religiösen wie sozialen ­Verhalten verankert sind und waren. Darunter vor allem die ­Votivgaben – Körperteile, die angefertigt wurden, um Heilung zu erflehen, und die sich zu Hunderten, oft sogar gestapelt, weltweit als Zeichen eines magischen Volksglaubens von der Seine in Frankreich bis in den Nordosten von Brasilien finden. TAL R’s Skulp­turen, seine Neuformulierungen, sind naiv und verfeinert zugleich, virtuos und amateurhaft, reflektiert und unverstellt, künstlich und authentisch, vulgär und von gerade­zu kindlich reiner Unschuld. »Was kann man noch verlangen?«, fragt Kay Heymer zurecht!