Herbert Brandl: Katana

Kat. Klaus & Elisabeth Thoman, Innsbruck/Wien

Ausstellungskatalog, hrsg. von Klaus & Elisabeth Thoman
Text (dt./eng.) von Florian Steininger
64 S. mit 35 farbigen Abbildungen
Format 18,5 x 30 cm, Hardcover

ISBN 978-3-86442-046-7

48,00 €

Die Spuren des Seziermessers!

Ein Jahr nach seiner phänome­nalen Malereischau in den Deichtorhallen in Hamburg 2009 und nachdem in der Albertina in Wien eine Ausstellung seiner Monotypien eröffnet worden ist, am Ende des Jahres 2010 also, muss sich Herbert Brandl einer Notoperation aufgrund eines akuten Aneurysmas unterziehen. »Den Spuren der ­Seziermesser am Körper folgten bald die Tatwaffen selbst, in Vitrinen und Schränken verwahrt, als ästhetisch-kulturelles Anschauungs­material; und Inspirationsware für seine folgenden Gemälde«, schreibt Florian Steininger in seinem Beitrag für dieses Buch. Es ist also nichts beim Alten geblieben, obwohl Herbert Brandl nach wie vor in unnachahmlicher Weise Berg- und Bildpanoramen, atemberaubende Nah- und Fernsichten inein­ander verschmelzen lässt. Denn nach dem Gemetzel am eigenen Körper wurden die Berge blutiger, »die schneeweißen Felder und Hänge wurden befleckt mit den aktionistischen Spuren von Gewalt und Tod«. Wer denkt da nicht sofort an Uma Thurman in »Kill Bill«, die mit ihrem japanischen Langschwert O-Ren-Ishii richtet, sodass der Schnee sich blutrot färbt. Es gibt eine Installationsaufnahme in diesem kleinen querformatigen Band, wo die Faltungen der Klinge des Katana aus gehämmertem Stahl wie ein Gebirgspanorama scheinen, während – schon in der verschwim­menden Fernsicht – ein extrem in die Breite des Schwertes gezogenes Bergpanorama, das kein Oben oder Unten zu haben scheint, den Hintergrund bildet – eindrück­licher könnten die Relationen des Abstrakten und Realen nicht aufscheinen. Der Rest in diesem neuen Werkansatz von Herbert Brandl geht noch tiefer in die Nahsicht, aus der einst coolen Geste – der anti-emotionalen Haltung – ist ein »regelrechter Angriff schroffer Markierungen auf das Bildgeviert, eine mannigfache Überlagerung ausladender Gesten« geworden, »die dem Werk eine schwindel­erregende Bewegung verleihen«.