Walter Pichler: Zeichnungen

Kat. CFA Berlin

Ausstellungskatalog
Texte (dt./eng,) von Christian Reder, Stephanie Weber
96 S. mit 50 farbigen Abbildungen
Format 32 x 23,5 cm, Softcover

ISBN 978-3-86442-065-8

68,00 €

Skrupulös und zugleich präzise

»Wenn man eine Zeichnung macht und sie ist frei von Absichten, entfernt man sich, und gleichzeitig wird man immer genauer. Wenn man zu mutig ist, isoliert man den Gegenstand, über den man berichten will, wenn man zu feige ist, trifft man den Gegenstand nicht, über den zu berichten man die Absicht hat.« Skrupulös, zugleich präzise, dabei große künstlerische Freiheit für sich reklamierend, so tritt einem Walter Pichler (1936–2012) gegenüber und zeigt zugleich den Zugang zu seinem Werk auf. Da ist einerseits die Zeichnung, Grundlage von Pichlers Werk, vor allem aber ist da der Raum und das Wesen der Skulptur, die wichtigsten Parameter von Pichlers Werk. Ausprägung erhalten sie in Werken unterschiedlichster Themen: der Mensch im Raum, die Skulptur, das Abbild der Skulptur, Pichler selbst, die Frau, der Mann, der Kopf, der Rumpf, der Freund, die Mutter, das Paar, die Familie, das Kind, das Bett, ein Ereignis, der Tote, der Verletzte, der Wanderer, der Trinker, der Zeichner, die Wächterin, der Beleidigte, der Herumsteher, eine Konstruktion, ein Grundriss, das Haus, der Raum, das Kreuz, ein wichtiges Detail, eine Gesprächssituation. Es geht also auch um den menschlichen Körper, seine durch bestimmte Bedingungen hervorgerufenen Empfindungen, die als Bewusstseinszustände materiell und geistig spürbar werden, wie Christian Reder, Weggefährte Pichlers und einer der beiden Autoren dieses Bandes, schreibt. Schon früh, mit Anfang dreißig, war Walter Pichler als unabhängiger und explizit experimenteller Künstler, der sich auf keine Sparte eingrenzen ließ, international anerkannt und hatte in der Folge viel beachtete Ausstellungen sowie Beteiligungen: Museum of Modern Art (1967 und 1975), Documenta 4 (1968), Biennale in Venedig (1982, zuletzt 2013 im Palazzo Enciclopedico), Städel Museum in Frankfurt/Main (1987), Stedelijk Museum Amsterdam (1998) sowie MAK in Wien (1990 und 2011). Dabei ist Walter Pichler »einer jener Künstler, deren Werk über die Zeit immer rätselhafter wird«, wie Stephanie Weber, die zweite Autorin des Buches konstatiert, was auch damit zusammenhängen mag, dass er, wie er selbst sagte, »gegen die Ideen« war, also vehement gegen eine Koppelung des künstlerischen Prozesses an einen Zweck oder eine Ideologie opponierte.

Ausstellung:
CFA Contemporary Fine Arts, Berlin, 14/9–2/11/2013