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Taking a Line for a Walk
Kat. Zentrum Paul Klee
Ausstellungskatalog, hrsg. von Fabienne Eggelhöfer
Texte (dt./eng.) von Régine Bonnefoit, Martina Dobbe, Fabienne Eggelhöfer
192 S. mit 130 farbigen Abbildungen
Format 32 x 24,5 cm, Hardcover
ISBN 978-3-86442-072-6
Zwischen Konzept und Spontaneität
Schrift, Zeichen und Kalligrafie sind seit der Moderne Felder, auf denen sich Künstler in ihrer Arbeit zwischen Spontaneität und Kontrolle sowie zwischen Intuition und Regel entscheiden bzw. die Bereiche dazwischen ausloten können. Der vorliegende Band zur Ausstellung im Zentrum Paul Klee, Bern, führt jetzt die entsprechenden Werkpassagen Paul Klees mit Arbeiten von Henri Michaux, Mark Tobey, Brice Marden, Cy Twombly, Olav Christopher Jenssen, Christopher Wool und Jonathan Lasker zusammen. 1920 definierte Paul Klee im Sammelband »Schöpferische Konfessionen« die Linie als Bewegung eines Punktes und sah Schriftzeichen sowie Zeichnung auf dieser Linie gründen. Und so hat er in seinen abstrakten Werken in freier Manier mit Buchstaben des lateinischen Alphabets, mit Skripturen aus arabischer, chinesischer oder japanischer Kalligrafie, mit Hieroglyphen und ähnlichen Symbolen chiffrenartige Liniengebilde geschaffen. 1931 entwickelte er gar auf den horizontalen Linien einer Zeichnung eine »abstracte Schrift«. Unter Meskalineinwirkung arbeitete auch der zwanzig Jahre jüngere Henri Michaux in seinen Zeichnungen an einer abstrakten Schrift, für die er sich 1954 in seinem Gedicht »Aventures des lignes« im Vorwort einer Klee-Monografie ausdrücklich auf diesen bezog. Wie Klee orientierten sich auch Mark Tobey und Brice Marden an der asiatischen Kalligrafie. Tobey, der sich zudem intensiv mit fernöstlicher Philosophie beschäftigte, entwickelte eine Fantasieschrift, die sich allerdings frei im Bildraum bewegte. Brice Marden verwandte dagegen das kalligrafische Raster, löste die strenge Struktur der Zeichen auf und ließ diese ineinander fließen. Während die Werke, die in den 1950er Jahren entstanden sind, vor allem den Grenzbereich zwischen Buchstaben und freier Linie ausloten, ist bei Cy Twombly unklar, ob seine schriftverwandten Zeichen vor der Schrift liegen oder bereits die Schrift durchlaufen haben und unleserlich geworden sind. Olav Christopher Jenssen dagegen verkürzte Palindrome auf ihre Anfangsbuchstaben, ließ sie Teil des malerischen Prozesses werden und bewegte sich so in den Grenzbereich von Konstruktion und Dekonstruktion. Christopher Wool dagegen spritzte mit Schablonen Buchstaben auf Leinwände und setzte die bewusst gewählten Kompositionen gegen die Spontaneität von Graffitis. Jonathan Lasker wiederum übertrug skripturale Zeichen malerisch pastos auf die Leinwand und stellte sich damit der Frage, was und wie Zeichnung und Malerei überhaupt sind.
Ausstellung:
Zentrum Paul Klee, Bern, 16/4–17/8/2014