Dicker als Wasser

Konzepte des Familiären in der zeitgenössischen Kunst

Ausstellungskatalog, hrsg. von Amely Deiss, Andreas Baur und Ina Neddermeyer
Texte (dt.) von Andreas Bernard, Sabine Einzelberger, Sabine Fellner, Renate Liebold, Ina Neddermeyer, Felicita Reuschling, Karin Schlor, Christina Strunck, Elena Zanichelli sowie Interviews mit den Künstlerinnen und Künstlern
240 S. mit 240 farbigen Abbildungen
Format 24 x 19 cm, Hardcover gefüttert

ISBN 978-3-86442-198-3

29,80 €

Schicksalhaft?

Das Ende der Familie, ein Verschwinden verwandtschaftlicher Beziehungen, aber auch die Kritik an starren Familienstrukturen – das sind immer wieder Themen ­gesellschaftlicher Debatten in der Moderne. Noch von den 68ern wurde die Familie als kleinbürgerliche Schicksalsgemeinschaft begriffen, aus der man aus­brechen, die man hinter sich lassen müsse. Stets neue Genera­tionen haben gegen überkommene Traditionen und festgefahrene Rollenmuster gekämpft, um neue ­Formen des Zusammenlebens zu erproben und durch­zusetzen. Obwohl immer wieder zum Auslaufmodell erklärt, verliert die Familie dennoch nicht ihre Bedeutung für den Einzelnen und die Gesellschaft, prägt uns doch nichts so nachhaltig wie dieses Beziehungsgeflecht. ­Familienangelegenheiten sind dabei nicht nur privater Natur, ­sondern haben immer auch eine politische ­Dimension. Sie sind Ausdruck und Motor sich ver­ändernder Sozialstrukturen, in denen das klassische ­iden­titätsstiftende Modell des Zusammenlebens in der Familie als Ort der Geborgenheit mit zahlreichen Um­brüchen konfrontiert ist. Vervielfältigt haben sich entsprechend auch die Auffassungen von dem, was alles Familie ist: Sie lässt sich nicht mehr nur auf biologische und standesrechtliche Kriterien reduzieren, sondern kann auch als Prozess, als »Doing Family«, oder als sich erweiterndes »Patchwork« betrachtet werden. ­Ausstellung und Buch beschäftigen sich nicht nur mit den vielfältigen Formen des Zusammenlebens, sondern wagen auch einen fragenden Blick in die Zukunft: ­Welche Bedeutung hat Familie angesichts globalisierter Arbeitsbedingungen und pluralisierter Lebensformen heute noch? Inwiefern ersetzen Netzwerke und Freunde klassische Familienstrukturen? Wie verändern (mitunter bereits digitalisierte) Biotechnologien, von künstlicher Befruchtung bis hin zur Leihmutterschaft, unser traditionelles Familienverständnis?

Künstlerinnen und Künstler
Candice Breitz, Omer Fast, Simon Fujiwara, Nan Goldin, Badr el Hammami & Fadma Kaddouri, Verena Jaekel, Haejun Jo, Nina Katchadourian, Ragnar Kjartansson, Neozoon, Johannes Paul Raether, Gillian Wearing, Tobias Yves Zintel

Ausstellungen:
Kunstpalais Erlangen, 24/9 – 27/11/2016
Villa Merkel Esslingen 18/12/2016 – 26/12/2017