Marcus Weber: Krazy Dog Moon Kat

Kat. Villa Merkel, Galerien der Stadt Esslingen

Ausstellungskatalog, hrsg. von Andreas Baur
Texte (dt./eng.) von Andreas Baur, Thomas Groetz, Esther Leslie
136 S. mit 150 farbigen Abbildungen
Format 28 x 21 cm, Softcover

ISBN 978-3-86442-251-5

29,80 €

Desolat und romantisch

KRAZY DOG MOON KAT ­– so heißt das Buch zu Marcus Webers Ausstellung in der Villa Merkel in Esslingen, das erstmals  eine breite Auswahl der Gemälde des 1965 in Stuttgart geborenen, in Berlin lebenden Künstlers präsentiert. Es sind erzählerisch ­augenzwinkernde Bilder, anspielungsreiche Gruppenporträts und Stadtlandschaften ­mit grotesken Umformulierungen von ­gesellschaftlichen Ordnungen und/oder mit karikaturhaft zugespitzten Einzelcharakteren. Es blitzt malerische Raffinesse auf, sodass sich manche Arbeiten als Capriccio lesen lassen, desolat und romantisch zugleich. Und immer schwingen Maler-Überväter mit – unübersehbar ist Marcus Webers Begeisterung für Künstler wie James Ensor oder Philip Guston. So entsteht in der Summe ein groteskes, jeder Rangordnung spottendes Gemisch, das auf produktiven Brückenschlägen ins Reich des Comics eines Georg Herriman ebenso setzt wie auf die Kunst­geschichte, ist Weber doch ein Genre­maler in bester Tradition, der Gesellschaftsbilder malt. Ins Bild gerückt sind eigenwillige Communities – etwa ­vereinzelte Männer an Bartresen, Kunst­ma­gazine lesende Wesen, in Design­möbeln herumhängende Typen oder Caféhaus­szenen, in denen Maskierte zusammenkommen –, aber vor allem erfahren auch delikate Details größte Aufmerk­samkeit, etwa drei Kugeln Speiseeis oder ein Stückchen Kuchen, das man Donauwelle nennt. Als subtile und vielschichtige Reaktion auf gegenwärtige politische und gesellschaftliche Verhältnisse stechen diese Arbeiten die sogenannte neue Historienmalerei ­locker aus, die sich zu- meist im Abmalen von Presse­fotos erschöpft. Entsprechend hat dem Künstler die New York Times (2. Mai 2018) anlässlich seiner ersten ­Einzelausstellung in den USA bescheinigt, dass er einen überraschend aktuell wirkenden Weg einge­schlagen habe, indem er das nicht Hintergehbare des wirklichen Lebens nachahme.

Ausstellung:
Villa Merkel Galerien der Stadt Esslingen, 24/6 – 19/8/2018